Anfrage an das Robert Koch Institut
Sehr geehrte Damen und Herren,
als Hausarzt behandle ich seit 2020 Patienten mit Corona – Erkrankungen. Meine Erfahrungen zum Verlauf der Erkrankung und zur Inzidenz decken sich nicht mit den Daten, welche in den Medien publiziert werden und welche auf der Seite des RKI veröffentlicht werden. Aus diesem Grund, habe ich mir die von Ihnen veröffentlichten Daten nochmals angesehen. Dabei sind bei mir viele Fragen aufgefallen, da sich vieles für mich nicht konsistent darstellt.
Aus diesem Grund bitte ich um die dringende Beantwortung folgender Fragen:
Wie werden die Daten erhoben, die einen Anteil der geimpften und ungeimpften Infizierten wiederspiegeln. Als Hausarzt gibt es für mich keine Möglichkeit, die Laborprobe mit dem Impfstatus zu verknüpfen, so dass durch mich und mein Labor kein Impfstatus einer Testprobe zugeordnet werden kann. Entsprechend den Aussagen meiner positiv getesteten Patienten und der zuständigen Gesundheitsämter gibt es keine Abfrage zum Impfstatus beim Patienten, so dass auch vom Gesundheitsamt keine Zuordnung von positivem Testergebnis und Impfstatus erfolgen kann. Als Hausarzt musste ich eine anonymisierte Meldung der verabreichten Impfdosen machen, so dass auch hier keine personenbezogenen Impfdaten vorliegen können. Weiterhin bin ich als Notarzt tätig und kann in Notfallsituationen meist keine Daten zum Impfstatus erheben, so dass auch für die hospitalisierten Patienten keine Impfdaten zur Verfügung stehen können.
Wie kommt das RKI zu den Daten?Auf der Internetseite des RKI wird die 7 Tages Inzidenz pro 100.000 EW nach Altersgruppen aufgeteilt angegeben. Summiert man die Fälle pro 100.000 EW in den Altersgruppen zusammen kommt man auf erstaunliche Zahlen. So beträgt die Hospitalisierungsrate pro 100.000 EW z.B. in der 47 KW 2021 über alle Altersgruppen zusammen 10.467. Wenn ich davon ausgehe, dass in Deutschland ca. 82 Millionen Einwohner leben, bedeutet dies, dass in der 47 KW 2021 8.582.940 Menschen wegen Corona stationär behandelt wurden. Mit Stand vom 08.01.2022 gibt das RKI die Gesamtzahl der Infizierten seit Beginn der Pandemie mit 7.473.884 an. Nun stellt sich für mich die Frage, wie soll ich diese Daten deuten. In der 47. KW 2021 sind mehr Patienten stationär behandelt wurden als seit Beginn der Pandemie infiziert waren.
Das das RKI mit wissenschaftlichen Experten besetzt ist und die Daten des RKI als Grundlage für die Corona – Politik in unserem Land dient, gehe ich davon aus, dass alle Angaben mehrfach geprüft sind, bevor eine Veröffentlichung erfolgt.Auf der Internetseite des RKI wird die 7 Tages Inzidenz pro 100.000 EW nach Altersgruppe und Impfstatus dargestellt. Wie bereits im Punkt 1 erwähnt ist mir nicht ersichtlich auf welcher Grundlage die Daten erhoben wurden. Wenn ich bei diesen Daten ebenfalls mir die 47. KW 2021 ansehe, liegt die Hospitalisierungsrate hier bei 95,5 Fällen pro 100.000 EW. Vergleicht man dies nun mit Pkt. 2 und der dort angegebenen Hospitalisierungsrate von 10.467 Fällen pro 100.000 EW so ergibt sich, dass für lediglich 0,9% der Fälle überhaupt eine Angabe zum Impfstatus gemacht werden kann. Bei dieser sehr geringen Stichprobenzahl stellt sich für mich die Frage, mit welcher Methode diese Stichprobe ermittelt wurde und mit welchem mathematischen Modell hieraus eine Aussage für die Gesamtheit abgeleitete werden kann. Mir ist keine Methode bekannt, mit der ich ein Konfidenzintervall von 95% oder 99% aus diesen Werten ermitteln kann um so eine Aussage zu treffen, die über der rein zufälligen Verteilung liegt.
Neben diesen 3 exemplarisch ausgewählten Fragen stellen sich noch weiter unzählige Fragen im Umgang mit der Pandemie. So zum Beispiel Fragen zum Umgang mit infizierten Bürgern und deren medizinischen Behandlung, damit eine Hospitalisierung vermieden werden kann. Aber diese Fragen würden den Umfang dieser Anfrage sprengen. Da sich aber aktuell ein tiefgreifender Umbau in unserer Gesellschaft vollzieht (Eingriff in Grundrechte) sollten diese Fragen Gegenstand einer weiterführenden Diskussion sein.
Zu weiterführenden Gesprächen lade ich ein, um im Rahmen eines „Runden Tisches“ mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Ärzten der ambulanten und stationären Versorgung, sowie der Zivilgesellschaft die weitreichenden Probleme der Pandemiebekämpfung zu diskutieren. Den viel zitierten Diskurs der Gesellschaft nehme ich gerne auf und erwarte ebenfalls von Ihnen eine entsprechende Bereitschaft.
Ich erwarte eine zeitnahe Antwort von Ihnen und verbleibe mit
besten Grüßen
Torsten Mahn
FA f. Innere Medizin – Hausarzt
Spezielle Schmerztherapie
Palliativmedizin
Ethikberater im Gesundheitswesen
Anlagen:
Datenblatt RKI zu Pkt. 2
Datenblatt RKI zu Pkt. 3